Anekdote über die Vergeblichkeit

Die Erzählung entstand im Kreis der Seniorinnen und Senioren im DigitalCafe Hünxe durch Erinnerungen an Erlebnisse rund ums Auto aus einem Teilnehmerinnen Text und der Bearbeitung mit ChatGPT

Anekdote zur Vergeblichkeit des Tuns

Ein Mann fuhr mit seinem alten Opel Kadett, Baujahr 1965, über eine Landstraße. Der Wagen war nicht mehr neu, der Lack stumpf, die Sitze speckig, aber er tat seinen Dienst – mit einer kleinen, kaum erwähnenswerten Einschränkung: Er war nicht wasserfest.

So kam es, dass sich im Fußraum des Fahrzeugs eine Pfütze bildete, sobald es regnete. Und da es regnete, stand das Wasser bald so hoch, dass es bei jeder Bremsung träge nach vorne schwappte.

Der Mann fuhr weiter, unbeeindruckt vom leichten Plätschern zu seinen Füßen. Er kannte das Problem. Und er hatte eine Lösung.

Nach einer Weile erreichte er einen Bahnübergang. Die Schranke war geschlossen, weit und breit kein Zug in Sicht. Der Motor verstummte, der Regen trommelte weiter.

Der Mann stieg aus, griff nach einem bereitstehenden Eimer auf dem Beifahrersitz und begann, das Wasser aus dem Fußraum zu schöpfen.

Aus dem Fenster des kleinen Bahnwärterhauses lehnte sich ein alter Mann.

Er war ein erfahrener Bahnwärter, kannte die Strecke, die Züge, das Wetter und alle Unregelmäßigkeiten, die seine Welt zu bieten hatte. Doch das, was er nun sah, war ihm neu.

Ein Mann, der bei Regen mit einem Eimer das Wasser aus seinem Auto schöpfte.

Der Bahnwärter rieb sich die Augen. Der Mann war noch da. Er schöpfte weiter.

Der Bahnwärter räusperte sich, lehnte sich weiter hinaus, rief schließlich:

„Was tun Sie da?“

„Ich leere mein Auto.“

„Ihr Auto?“

„Ja.“

Der Bahnwärter betrachtete den Opel, aus dessen Tür noch immer ein schmaler Rinnsal floss.

„Ihr Auto nimmt Wasser?“

„Ja.“

„Und Sie schöpfen es aus?“

„Ja.“

Der Bahnwärter dachte nach. Er hatte in seinem Leben viele Menschen gesehen, die auf einen Zug warteten. Manche ungeduldig, manche geduldig, manche mit einer Zigarette, manche mit gesenktem Kopf. Aber er hatte noch nie jemanden gesehen, der währenddessen Wasser aus einem Auto schöpfte.

Nach einer Weile sagte er:

„Warum reparieren Sie das Leck nicht?“

Der Mann richtete sich auf, stützte sich auf den Rand seines Eimers.

„Ach“, sagte er, „es ist nicht nur ein Leck. Es sind viele. Ich habe es versucht. Aber das Wasser findet immer einen Weg.“

„Und da schöpfen Sie lieber?“

Der Mann nickte.

Der Bahnwärter schwieg.

Dann kam der Zug.

Mit einem tiefen Grollen näherte er sich, raste schließlich am Bahnübergang vorbei.

Hinter den Fenstern des Zuges saßen Menschen.

Vielleicht sahen sie den Mann mit dem Eimer. Vielleicht sahen sie den Bahnwärter. Vielleicht sahen sie auch gar nichts.

Der Zug verschwand.

Die Schranke öffnete sich.

Der Mann leerte seinen letzten Eimer aus, stellte ihn auf den Beifahrersitz, stieg ein und startete den Motor.

„Wohin fahren Sie?“ fragte der Bahnwärter.

„Weiter.“

„Es regnet noch.“

„Ja.“

„Dann wird das Auto bald wieder voll sein.“

Der Mann nickte.

„Und dann schöpfen Sie wieder?“

„Ja.“

Der Bahnwärter kratzte sich am Kopf.

„Das ist doch sinnlos.“

Der Mann zuckte die Schultern.

„Aber es hilft für den Moment.“

Er legte den ersten Gang ein, fuhr über die Gleise und verschwand.

Der Bahnwärter blieb noch eine Weile stehen. Dann zuckte er mit den Schultern, ging in sein Haus zurück und wartete auf den nächsten Zug.

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